Auf dem Weg zur Vollautomatisierung
Das durch den Auftraggeber vorgegebene Verkehrskonzept für den Abschnitt zwischen dem Rotenbrückenweg und der Autobahn A1 verlangte eine lastabhängige Verkehrsführung. Neben einem Fahrstreifen pro Richtung sollte es einen dritten Fahrstreifen geben, dessen Fahrtrichtung je nach Verkehrsaufkommen wechselt: Am Morgen sollte der dritte Fahrstreifen den Verkehrsteilnehmern in Richtung Hamburg zur Verfügung stehen, am Abend dem Verkehr in Richtung stadtauswärts. Die Planungen sahen vor, diese Verkehrsführung mit Absperreinrichtungen und LED-Vorankündigungen umzusetzen und die Verkehrstechnik manuell zu steuern.
Da das mit der Verkehrssicherung beauftragte Unternehmen Zeppelin Rental auch im Bereich der Verkehrstelematik tätig ist und dieses Know-how kontinuierlich erweitert, schlug Haiko Bollmann, Leiter des Kompetenz-Centers, eine Automatisierung des gesamten Vorgangs vor. Gemeinsam mit seinem Team erarbeitete er ein Konzept, das den Richtungswechsel des dritten Fahrstreifens per Kamera-Fernüberwachung und auf Knopfdruck via Web-Zugang durch die Verkehrsleitzentrale der Polizei ermöglicht. In den kommenden Wochen wird dieser vollautomatische Prozess zur Anwendung kommen.
Mitte Mai richtete Zeppelin Rental die Wechselverkehrsführung für die erste Bauphase ein. Sie besteht zum einen aus der Verkehrstechnik, zum anderen aus den Telematikkomponenten. So mussten unter anderem rund 17.000 Meter Fahrbahnmarkierung aufgebracht sowie Baken, Schrankenschutzgitter, Verkehrszeichen und Schutzwände montiert werden. Dazu kamen zwei Schrankenanlagen, zwei Lichtsignalanlagen als Nothaltanlage, LED-Tafeln sowie zwei Fahrbahnbrücken mit Fahrstreifensignalisierung. Im Moment erfolgt der Phasenwechsel des dritten Fahrstreifens noch teils manuell.
Ein Mitarbeiter von Zeppelin Rental fährt täglich von Montag bis Freitag um 5 Uhr morgens zum Einsatzort, um die Verkehrsführung für die so genannte Frühspitze einzurichten. In den Mittagsstunden folgt dann die Einrichtung für die Spätspitze, den Feierabendverkehr. Eine von Zeppelin Rental erstellte und mit der Verkehrsbehörde abgestimmte Betriebsanleitung regelt minutiös die einzelnen Schritte, die der Verkehrssicherungsmonteur für den Phasenwechsel vorzunehmen hat: Fahrstreifensignalisierungen und LED-Tafeln müssen anhand vorab festgelegter Szenarien geschaltet, Schranken geschlossen und geöffnet sowie manuelle Streckenüberwachungen durchgeführt werden.
In den kommenden Wochen werden diese Vorgänge vollständig automatisiert. Zeppelin Rental richtet in ausreichender Anzahl Kameras für die Streckenüberwachung ein und verknüpft die bereits bestehenden Telematikkomponenten der Verkehrsführung miteinander.
Auf Knopfdruck kann ein Mitarbeiter der Verkehrsleitzentrale der Polizei dann dafür sorgen, dass die Vorgänge, die derzeit noch teils manuell ausgeführt werden, vollautomatisch erfolgen. Für jede Phase und jeden Phasenübergang wurde ein eigenes Szenario programmiert, das je nach Situation vorgegebene Abläufe anstößt. Der Personaleinsatz beim Phasenwechsel ist damit obsolet.
„Diese Vollautomatisierung ermöglicht es dann auch, per Fernzugriff in Echtzeit auf die Straßenverhältnisse zu reagieren“, erklärt Sven Suchodolski, Technischer Leiter des Kompetenz-Centers in Hamburg und mitbegleitender Bauleiter des Projekts an der Bergedorfer Straße. „Muss beispielsweise aufgrund eines Polizei- oder Notarzteinsatzes eine Rettungsgasse freigehalten werden, kann die Verkehrsleitzentrale die Verkehrsführung entsprechend umstellen.“
Grundlage für die funktionierende Telematiklösung ist eine ausreichende Strom- und Datenversorgung der einzelnen Komponenten. Hier konnte Zeppelin Rental auf die Kompetenzen im eigenen Unternehmen zurückgreifen. Der Bereich Elektro und Energie verlegte insgesamt 3.000 Meter Stromkabel, um Schrankenanlagen, Fahrstreifensignalisierung und LED-Tafeln mit Strom zu versorgen.