Ganz schön schräg
Die 1970 fertiggestellte Niddatalsperre dient zum einen dem Hochwasserschutz. Zum anderen steuert sie den Zulauf zur Nidda, um dort Niedrigwasserstände mit schädlichen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt im und am Gewässer zu verhindern. Im Kern besteht der Staudamm aus einer Schüttung von mehr als 300.000 Kubikmetern Basaltgestein, die mit einer Asphaltbetonschicht abgedichtet wurde. Nach 48 Jahren zeigte die Außendichtung jedoch vermehrt Risse und wurde im Sommer 2018 umfassend von der WALO Bertschinger AG saniert.
Kein einfaches Unterfangen angesichts einer wasserseitigen Steigung von 62,5 Prozent. „Mit herkömmlichem Gerät wäre weder das Abfräsen der bestehenden Schicht, noch der Einbau der neuen Schichten möglich“, so Bandar Secchi, Bauleiter bei WALO. Erschwerend kam hinzu, dass die Arbeiten zwar bei abgesenktem Wasserstand, aber dennoch über Wasser erfolgen mussten. Als Spezialist für bituminöse Asphaltdichtungen blickt das Schweizer Unternehmen auch auf eine langjährige Erfahrung im Damm- und Deponiebau zurück und hat spezielle Verfahren für den Asphalteinbau in extremen Schräglagen entwickelt. Dabei hängen die verschiedenen Gerätschaften wie beispielsweise Asphaltfräse und Fertiger am Seil eines auf der Dammkrone platzierten Windenwagens und werden so Stück für Stück die steile Böschung entlang manövriert.
Regelmäßig verstärkt das Schweizer Unternehmen seinen eigenen Maschinenpark mit Mietgeräten von Zeppelin Rental. Denn je nach Lage und Dauer der Baustelle ist es wirtschaftlicher Equipment hinzu zu mieten. Das Areal um den Niddastausee wurde mit Bauzäunen und Schrankenschutzgittern von Zeppelin Rental großzügig abgesperrt, eine zweistöckige Containeranlage diente als Baubüro, der Kurzheckbagger CAT 321D L CR und ein Teleskopstapler halfen bei Hebe- und Transportarbeiten. Hinzu kamen eine Reihe von Baugeräten von Kompressoren über Stampfer und verschiedene Pumpen. „Bei dieser Art von Baustellen kommt es öfter mal vor, dass wir ein spezielles Anliegen haben“, erzählt Bandar Secchi. Dafür steht WALO mit Key Account Manager Christian Naujok ein direkter Ansprechpartner bei Zeppelin Rental zur Verfügung.
Mithilfe der eigenen Spezialmaschinen und der angemieteten Geräte sanierte WALO eine Fläche von rund 10.000 Quadratmetern in einer Bauzeit von knapp neun Wochen. Nach dem Abfräsen der rissigen Außendichtung wurde zunächst eine zehn Zentimeter dicke Dränbinderschicht, danach eine sieben Zentimeter starke Dichtungsschicht und abschließend eine dünne Mastixschutzschicht aufgebracht. Das Mischgut selbst unterlag strengen Qualitätskontrollen. In einem Asphaltlabor direkt auf der Baustelle wurde die Kornabstufung der Mischgutproben genau geprüft. „Die wassersperrende Wirkung des Dichtungsasphalts beruht auf einem hohen Bindemittelgehalt sowie auf einer optimalen Kornabstufung, die nur wenig Poren zulässt“, erklärt Bandar Secchi. Nach erfolgreichem Qualitätscheck wurde das Mischgut mit einer Temperatur von 170 bis 180 Grad eingebaut. Rund vier Liter tranken die Arbeiter täglich, um den Flüssigkeitsverlust bei hochsommerlichen Temperaturen und der sengen Hitze des Asphalts auszugleichen.
Nach dem Abschluss der großangelegten Sanierungsarbeiten konnte die Niddatalsperre im November wieder als Naherholungsgebiet für Jogger, Angler und Co. freigegeben werden.