Stabile Verbindung
Mit aktuell rund 60.000 Kraftfahrzeugen täglich ist die Elsenbrücke eine wichtige Verkehrsverbindung und von großer Bedeutung für das unter- und übergeordnete Straßennetz in Berlin. Der Verkehr über die Brücke soll deshalb auch während des Rückbaus der östlichen Hälfte weiter fließen können. Um dies zu ermöglichen, erarbeitete der Bauherr, die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin, gemeinsam mit einem Ingenieursbüro ein Verkehrskonzept. Mit dessen Umsetzung wurde das Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Berlin beauftragt.
Doch bevor die neue Verkehrsführung auf der Elsenbrücke eingerichtet werden konnte, übersetzte der bei Zeppelin Rental für das Projekt verantwortliche Bauleiter Björn Pellmann das vom Bauherrn und der Abteilung VI – Verkehrsmanagement – der Senatsverwaltung entwickelte Verkehrskonzept in einen Verkehrszeichenplan. Darin sind die temporären Verkehrsführungen, das Baufeld, die eingesetzte Verkehrstechnik wie transportable Schutzeinrichtungen, Markierungen, Mittelinseln, Lichtsignalanlagen und vieles mehr visualisiert. In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung VI – Verkehrsmanagement – der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wurde die Planung in eine praxisgerechte Lösung überführt, wobei die Zentrale Straßenverkehrsbehörde innovative Sicherheitsmaßnahmen für den Rad- und Fußverkehr erarbeitete. Während dieser Planungsphase begann Zeppelin Rental bereits mit der Organisation und Terminierung der einzelnen Verkehrssicherungsmaßnahmen.
Das Verkehrskonzept für die Elsenbrücke weist eine Besonderheit auf: Es musste unter anderem eine sichere Lösung für die Vereinbarkeit von Rad- und Baustellenverkehr geschaffen werden. „Während der Bauphase fahren Baufahrzeuge regelmäßig auf das Baufeld auf der östlichen Brückenhälfte ein und wieder aus“, erklärt Bauleiter Björn Pellmann. „Dabei kreuzen sich aufgrund der Verkehrsverschwenkung auf den westlichen Brückenüberbau der Radweg Richtung Norden und der Baustellenverkehr unweigerlich.“ Deshalb hatte die Zentrale Straßenverkehrsbehörde eine Lösung mittels Lichtsignalanlagen gefordert.
Fahrradfahrer, die in nördlicher Richtung unterwegs sind, werden auf der Brückenauffahrt im Süden vom Fahrrad- auf den Gehweg geleitet, wo sie nach einigen Metern auf eine Haltelinie und eine Signalanlage treffen. Auf derselben Höhe befinden sich auf der parallel verlaufenden Baustellenzufahrtsspur ebenfalls eine Haltelinie und eine Signalanlage. Da der Radweg im Anschluss eine Linkskurve macht und die Baustellenzufahrt kreuzt, wurden die beiden Signalanlagen so programmiert, dass entweder der Baustellen- oder der Radverkehr grünes Licht bekommt. Darf das Baustellenfahrzeug fahren, haben die Fahrradfahrer Rot und umgekehrt. Dieses von der Zentralen Straßenverkehrsbehörde erstmalig vorgesehene Konzept stellt eine weitere Entwicklung zu noch verkehrssichereren Radverkehrsführungen im Bereich von Arbeitsstellen dar.
Nachdem die Radfahrer in der Grünphase ihrer Signalanlage die Baustellenzufahrtsspur gekreuzt haben, wird der Fahrradweg zwischen Stahlgleitwände geführt. Der motorisierte Verkehr verläuft parallel dazu. Durch die Abtrennung mittels einer transportablen Schutzeinrichtung vom Typ Meton VI sind die Radfahrer auf ihrem Weg über die Brücke bestmöglich geschützt und die Unfallgefahr ist minimiert. Außerdem spart die transportable Schutzeinrichtung im Vergleich zu Leitbaken aufgrund ihrer geringeren Breite Platz ein. Am Ende der Brücke wird die Kreuzung von Rad- und Baustellenverkehr dann wiederum über Lichtsignalanlagen sicher gesteuert. Hier können die Baufahrzeuge bei Grün das Baufeld verlassen, während die Signalanlage der Fahrradspur Rot anzeigt und umgekehrt.
Die gesamte Einrichtung der temporären Verkehrsführung erfolgte unter einer Brückenvollsperrung an einem Wochenende. Die Vollsperrung führte ebenfalls Zeppelin Rental aus und beschilderte die Umleitungsstrecke. Das Team der Verkehrssicherungsmonteure stellte für die neue Verkehrsführung mit Hilfe eines Kranwagens fast 400 Meter transportable Schutzeinrichtung Meton VI auf. Dazu kamen zehn Hinweistafeln in der Größe 1,60 mal 1,25 Meter, die im Kompetenz-Center von Zeppelin Rental in Berlin Siemensstadt hergestellt und vor Ort montiert wurden. Auch Pfeilbaken und Verkehrszeichen wurden aufgestellt sowie rund 2,6 Kilometer Gelbmarkierungsfolie verlegt.
Bei der Montage der insgesamt 31 Signal- und acht Kabelmasten, die alle mit Betonfundamenten ausgestattet sind, verlegten Bauleiter Alexander Dzialek von Zeppelin Rental und sein Team vor Ort fast vier Kilometer Kabel. Für den Aufbau und die Ausrichtung der komplexen Lichtsignalanlagen lasen sie die Steuerungsprogramme auf die Steuerungsgeräte der einzelnen Lichtsignalanlagen ein. Anschließend wurde ein kompletter Testlauf durchgeführt und von der Abteilung VI – Verkehrsmanagement – der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz abgenommen. In der Folge gingen die einzelnen Lichtsignalanlagen in ihren eigentlichen Betrieb. Zeitgleich wurde die Vollsperrung erst auf der Friedrichshainer und anschließend auf der Treptower Seite aufgelöst und der reguläre Verkehr konnte wieder fließen.
Auf dem westlichen Brückenteil stehen jetzt insgesamt drei Fahrspuren für den motorisierten Verkehr zur Verfügung: zwei in Richtung Süden, eine in Richtung Norden. Die Richtungsfahrbahnen sind dabei über zwei durchgängige Fahrbahnmarkierungsstreifen getrennt. Hätte man zur Trennung der Fahrtrichtungen Baken eingesetzt, bestünde die Möglichkeit, dass beispielsweise ein Fahrzeug eine Bake touchiert und auf diese Weise Behinderungen auslöst. Aus diesem Grund nutzte Zeppelin Rental lediglich Gelbmarkierungsfolie.
Neben den Fahrspuren für den motorisierten Verkehr gibt es auf der Brücke den Fahrradweg in Richtung Norden, der durch die transportable Schutzeinrichtung abgetrennt ist. Fahrradfahrer in Richtung Süden nutzen einen kombinierten Rad-/Fußweg auf dem bestehenden Gehweg.
Sobald der Rückbau der östlichen Brückenhälfte – voraussichtlich bis Ende 2020 – abgeschlossen ist, wird ein provisorisches Bauwerk erstellt. Ist diese Behelfsbrücke fertiggestellt, kann der Verkehr auf das Provisorium umgelegt und die westliche Brückenhälfte abgebrochen und neu gebaut werden. Es folgen der Abbruch der Behelfsbrücke und der Ersatzneubau des östlichen Brückenüberbaus.