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Verkehrssicherung: Heißes Eisen

Der Engelbergbasistunnel auf der A 81 bei Leonberg wird umfassend saniert. Die ARGE Instandsetzung A 81 und die Autobahn GmbH setzen auf Zeppelin Rental für Verkehrssicherung.
Der zweieinhalb Kilometer lange Engelbergbasistunnel auf der Autobahn A 81 bei Leonberg wird saniert. Die Hauptbaumaßnahme startete im Jahr 2019 mit Arbeiten unterhalb der Fahrbahn. Seit Anfang April werden in der zweiten Bauphase nun die beiden Tunnelröhren verstärkt, was erstmals im Projektverlauf einen Eingriff in den Straßenverkehr erforderlich macht. Mit den Verkehrssicherungsmaßnahmen beauftragte die ARGE Instandsetzung A 81 Engelbergtunnel bestehend aus den Gesellschaftern LEONHARD WEISS, Baresel Tunnelbau und PKE das Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Esslingen bei Stuttgart. Bauherr ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH des Bundes, die seit dem 1. Januar 2021 für Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung des betroffenen Autobahnabschnitts zuständig ist.

Der Grund für die erforderliche Sanierung ist das im Gestein des Engelbergs vereinzelt enthaltene Mineral Anhydrit. Kommt es mit Wasser in Berührung, quillt es auf, wodurch Druck auf die Tunnelwände entsteht. In beiden Röhren führte dieser Druck an einigen Stellen zu Rissen und Deformationen. Bis 2025 sollen die betroffenen Bereiche – rund 180 Meter je Tunnelröhre – nun mit einem Gewölbe aus vorgefertigten Stahlteilen und Beton überzogen werden. Gleichzeitig lässt die Autobahn GmbH die Fahrbahnplatten verstärken sowie Zwischendecken zur horizontalen Versteifung einbauen. Zudem stehen die Erneuerung der Sicherheits- und Betriebstechnik sowie die Beseitigung anderer altersbedingter Tunnelschäden auf dem Programm. 

Die Umsetzung der Verkehrssicherungsmaßnahmen übernimmt das Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Esslingen bei Stuttgart. Beide Tunnelröhren verfügen über je drei Fahrspuren und eine reduzierte Standspur. Die insgesamt sechs Fahrstreifen sollen über den kompletten Baustellenzeitraum hinweg zwischen fünf und 22 Uhr erhalten bleiben, um den Verkehrsfluss der täglich rund 110.000 Fahrzeuge geringstmöglich zu behindern. Nachts zwischen 22 und fünf Uhr stehen lediglich vier Fahrspuren zur Verfügung.  

Die Bauarbeiten der zweiten Phase begannen Anfang April in der Weströhre des Engelbergbasistunnels. Um hier einen sicheren Arbeitsraum sowie eine Rettungsgasse für die Feuerwehr herzustellen, verlegte Zeppelin Rental eine der drei Fahrspuren in die Oströhre. Dazu wurde dort der reduzierte Standstreifen aufgelöst und eine temporäre Verkehrsführung mit vier in der Breite reduzierten Fahrstreifen – eine in Fahrtrichtung Singen, drei in Richtung Würzburg – hergestellt. Die maximal erlaubte Geschwindigkeit beträgt dabei aus Gründen der Verkehrssicherheit lediglich 60 Stundenkilometer. In der Weströhre stehen – ebenfalls auf 60 km/h begrenzt – zwei Fahrspuren in Richtung Singen zur Verfügung. Allerdings ist dies nur tagsüber der Fall. Jede Nacht zwischen 22 und fünf Uhr sperrt Zeppelin Rental die Röhre komplett für den Verkehr, um die notwendige Baufreiheit über die gesamte Tunnelbreite zu schaffen.

Für Zeppelin Rental stellen die verkehrlichen Maßnahmen am Engelbergtunnel den größten Einzelauftrag im Bereich der Baustellen- und Verkehrssicherung in Baden-Württemberg dar. „Wir freuen uns sehr über das Vertrauen“, so Marc Stadelmayer, Leiter des Kompetenz-Centers in Esslingen. „Sowohl mit unserem Auftraggeber, den ARGE-Gesellschaftern, als auch mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, das zur Zeit der Auftragserteilung die zuständige Behörde war, haben wir über viele Jahre erfolgreich gemeinsam große und kleine Projekte realisiert. Auch die neue Autobahn GmbH des Bundes, die am 1. Januar dieses Jahres ihre Arbeit aufgenommen hat, kann sich als Bauherr selbstverständlich auf unser fachliches Know-how, unsere Professionalität und unsere Innovationskraft verlassen.“

Nach dem Abschluss der Planungen und Abstimmungen mit allen Beteiligten startete Zeppelin Rental Ende März vorbereitend mit der Ausbringung der nötigen Beschilderung, die auch im Kompetenz-Center hergestellte Hinweistafeln sowie LED-Wechselverkehrszeichen umfasste. Es folgten in beiden Tunnelröhren und -bereichen die Vormarkierung sowie die Verlegung von über 20 Kilometern Gelbmarkierungsfolie, die Aufstellung von 260 Metern temporärer Schutzeinrichtung der Aufhaltestufe H1/ Wirkungsbereich W4 und knapp sechs Kilometern der Aufhaltestufe T3/Wirkungsbereich W2, die Platzierung von 154 Warnbaken in den Verschwenkungsbereichen sowie schließlich die Inbetriebnahme der temporären Verkehrsführung am Ostersonntag. „Der Engelbergtunnel verbindet die beiden Autobahnen A 8 und A 81 und stellt einen wichtigen transeuropäischen Verkehrsknotenpunkt dar“, erklärt Bauleiter Alfred Diemer von Zeppelin Rental. „Unsere Arbeiten haben wir deshalb entsprechend der Vorgaben sehr eng getaktet, sortenrein und ausschließlich nachts durchgeführt.“ 

Bereits im Vorfeld der Baumaßnahme hatte die Luther HL GmbH & Co. KG, eine Tochtergesellschaft von Zeppelin Rental, in einer Arbeitsgemeinschaft eine mobile Stauwarnanlage mit LED-Wechselverkehrszeichen sowie eine Reisezeitanzeige für die Verkehrsteilnehmer*innen installiert. 

Die Stauwarnanlage besteht aus sieben Stauwarnanzeigen, die beidseitig am Fahrbahnrand aufgestellt wurden, sowie zwei Webcams für die Verkehrsbeobachtung durch die Straßenverkehrszentrale des Landes Baden-Württemberg. Bestandteile der Reisezeitanzeige sind 14 LED-Wechselverkehrszeichen und vier Kameras. Die Anlage informiert basierend auf Echtzeitdaten an allen wesentlichen Tunnelzuläufen über die aktuellen Reisezeiten auf den Autobahnen A 81 und A 8 und den Ausweichstrecken. Ziel ist es, auf diese Weise eine Überlastung der Ausweichrouten im nachgeordneten Netz zu vermeiden. 

Weiterhin beinhaltete das Verkehrskonzept der Autobahn GmbH für eine möglichst geringe Verkehrsbelastung und maximale Sicherheit den Einsatz eines Thermoscanners. Vor der Einfahrt in die Oströhre in Fahrtrichtung Würzburg werden Gefahrguttransporter auf einen separaten Gefahrgutfahrstreifen geleitet, damit ein Thermoscanner sie auf überhitzte Fahrzeugteile und damit die Gefahr einer Selbstentzündung überprüft. Zeppelin Rental führte hier unter anderem die entsprechenden Markierungsarbeiten durch und übernahm die Beschilderung. Luther HL montierte als Aufstellsysteme insgesamt drei mobile Portale mit einer Spannweite von je 20 Metern und einer Durchfahrtshöhe von je fünf Metern, die statischen Anforderungen entsprechen. 

An das erste Portal wurden Verkehrszeichen zur Geschwindigkeitsbegrenzung, ein Schild mit dem Hinweis auf den Messsensor auf Deutsch und Englisch sowie ein Thermoscanner montiert. Schlägt der Sensor an, springt eine in 150 Metern Entfernung montierte Ampel auf Rot. Der Gefahrgut-LKW wird per Hinweistafel angewiesen, aufgrund der Hitze 15 Minuten auf der rechten Fahrspur zu warten. Im Anschluss findet eine erneute Kontrolle durch einen weiteren Thermoscanner statt. Hierfür wurde eine zweite Lichtsignalanlage mit Warteposition installiert. Schlägt auch dieser Sensor an, haben Polizei und Feuerwehr die Möglichkeit, das Fahrzeug auf mögliche Brandherde zu kontrollieren. Wird ein überhitzter Gefahrguttransport angehalten, gehen auch die kurz hinter dem Thermoscanner angebrachten LED-Wechselverkehrszeichen in den Sonderzustand über und informieren andere Verkehrsteilnehmer*innen über die so verursachte Fahrbahnverengung. Auch ein zweites Portal mit Wechselverkehrszeichen zeigt an, welche Spuren befahren werden dürfen. Das auf die Warteposition folgende dritte Portal fungiert als mobile Schilderbrücke zur erneuten Anzeige der Geschwindigkeitsbegrenzung. 

Im Engelbergtunnel selbst sorgen Notöffnungen in der temporären Schutzeinrichtung zur Gegenverkehrstrennung und zur Trennung von Verkehr und Baustellenbereich im Falle eines Unfalls für ein schnelles Durchkommen der Rettungskräfte und eine sichere Fluchtmöglichkeit. Zeppelin Rental montierte bei jedem Tunnelquerschlag – insgesamt sieben an der Zahl – jeweils eine 1,5 Meter breite Notöffnung für Personen, die sich automatisch per Knopfdruck öffnen lässt. Sie ist damit als behindertengerechte Fluchtweglösung geeignet. Zusätzlich ermöglichen drei manuelle, zehn Meter lange Notöffnungen eine schnelle Erreichbarkeit von Unfallstellen für die Rettungs- und Notdienste, die Polizei oder Abschleppdienste.

Die Verkehrsführung in der Weströhre, die Zeppelin Rental Anfang April eingerichtet hat, wird bis Ende 2021 bestehen. Die aktuelle Verkehrsführung der Oströhre bleibt etwa zwei Jahre erhalten. Der Abschluss der Sanierung des Engelbergtunnels soll planmäßig im Jahr 2025 erfolgen.