Acht Baufelder, 21 Bauplätze und insgesamt acht Krane zeugen davon, dass auch das letzte Drittel des Nordbahnhofs bald in neuem Glanz erscheint. Vier Bauherren sind hierfür auf den Baufeldern aktiv – und das auf engstem Raum, weiß Julian Junker, Projektentwickler bei der Ersten Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Wien (EGW): „Wir bauen hier sehr dicht und hoch und müssen gleichzeitig die Natur schützen, welche direkt an die Baufelder grenzt.“ Denn der Name des Teilbereichs ist Programm. So beheimatet die „Freie Mitte“ unter anderem geschützte Amphibienarten und muss deswegen genau eins bleiben: frei. Stellflächen für Container, Ladezonen, Verkehrswege, Baustraßen und Zufahrtspunkte müssen somit möglichst platzsparend erfolgen. „Aufgrund der Komplexität des Projektes haben wir uns an Zeppelin Rental gewandt. Diese haben im Vorfeld ein Logistikkonzept entwickelt und übernehmen nicht nur die Zufahrtskontrolle sowie die Einhaltung des Naturschutzes, sondern auch das übergeordnete Baustellenmanagement. Es gibt einen zentralen Ansprechpartner für alle baulogistischen Belange – Magdy Salib“, führt Junker aus. Von der Kommunikation mit der Stadt Wien über die Gebietsbetreuungsstelle bis hin zu den Belangen der Anwohner: „Das Anrainermanagement ist uns besonders wichtig. Neben dem Austausch mit der Ombudsstelle führe ich deshalb regelmäßig Informationsabende und Rundgänge durch. Außerdem haben wir einen Naturlehrpfad mit der ökologischen Bauaufsicht entwickelt“, erklärt Magdy Salib, Projektleiter bei Zeppelin Rental Österreich. Rund 270 Meter Bauzaun wurden hierfür mit 80 Planen, die über die geschützten Tier- und Pflanzenarten informieren, ausgestattet.
Neben dem Baustellenmanagement fällt auch die Koordinierung der Zufahrt und die Sauberhaltung der öffentlichen Straßen in den Verantwortungsbereich von Zeppelin Rental Österreich. So verhindert eine Reifenwaschanlage vor der Ausfahrtsschranke, dass Lkws die angrenzenden Straßen verschmutzen. Die Herausforderung liegt jedoch in der Zufahrtskontrolle. Denn aufgrund des Platzmangels werden alle Baufelder durch ein und dieselbe Zufahrt beliefert. Eine logistische Meisterleistung – bis zu 500 Lkws müssen in Spitzenzeiten täglich dieses Nadelöhr passieren. Um einen störungsfreien Ablauf zu garantieren, kommt deshalb ein voll automatisiertes und intelligentes Schrankensystem zum Einsatz. Lieferanten fahren die Schranke an und scannen selbstständig ihren Barcode oder den von Zeppelin Rental erhaltenen RFID-Chip, welcher dann im Online Logistic Control Center (OLCC) – dem webbasierten Logistikportal von Zeppelin Rental – anhand von Echtzeitdaten geprüft werden. Die Anmeldung im OLCC erfolgt ganz unkompliziert: Nach einer einmaligen Registrierung können sich Lieferanten und Nachunternehmer für ein bestimmtes Zeitfenster ankündigen und erhalten eine Transportanmeldung inklusive Barcode. Zudem ist ein Baustelleneinrichtungs- beziehungsweise ein aktueller Logistikplan hinterlegt, der über Zufahrten, Entladezonen und Lagerflächen informiert. Ist der Transport angemeldet und erfolgt im richtigen Zeitfenster? Ist die Ladezone frei?
Werden diese Fragen vom OLCC bestätigt, so kann der Lieferant selbstständig ein- und später auch wieder ausfahren. „Noch gibt es einen Mitarbeiter, der bei Abweichungen Lösungen aufzeigt. Ziel ist es, dass unser OLCC in Zukunft eigenständig passende Alternativvorschläge an die Schranke liefert“, so Dominik Müller, CEO von Zeppelin Rental Österreich. Die Datenerfassung hat jedoch auch einen langfristigen Nutzen, erklärt Müller: „Dank der Informationen, die gesammelt werden, bekommen wir ein detailliertes Bild von den Verkehrs- und Materialströmen und wissen, wie lange verschiedene Prozesse in Anspruch nehmen. Die Schranke dient nicht nur der koordinierten Zufahrt zur Baustelle, sondern vor allem der Prozessoptimierung und Anpassung für zukünftige Baustellen.“
Doch nicht nur die Anzahl der Lkws macht die Organisation der Zufahrt zu einer besonderen Herausforderung. Hinter der Schranke befindet sich eine Gleisschleife, auf der alle vier Minuten eine Straßenbahn verkehrt. Somit haben die Lieferanten ein Zeitfenster von knapp drei Minuten, in denen sie die Gleise vor der nächsten Bahn überqueren können. „Um den öffentlichen Verkehr nicht negativ zu beeinflussen, wurde für die Straßenbahn zudem ein Bauzaun-Korridor zwischen den Baufeldern eingerichtet, damit sie das Areal durchqueren kann. Außerdem haben wir den Fußgängerweg umgesetzt, um knapp 1600 Schülern einen gefahrlosen Schulweg zu ermöglichen.“ Fast ein Kilometer Holzbauzaun und über 2,5 Kilometer mobiler Bauzaun wurden zum Schutz der Öffentlichkeit von Zeppelin Rental Österreich errichtet. „Auch das ist Teil des Services. Wir sorgen bis zur Ladezone für einen reibungslosen Ablauf und stellen so sicher, dass sich die Generalunternehmer auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, betont Projektleiter Salib.